Als nach einem Boom in den 20er Jahren in der Grafschaft Norhthamptonshire in England die Stahlindustrie einging und vielen Familien eine Verarmung drohte, wurden in den 80er Jahren mit Unterstützung von Regierungsgeldern Programme entwickelt, um insbesondere die betroffenen Kinder trotz widriger Bedingungen zu fördern. Den Ursprung bildete ein Forschungsprojekt für Kinder im Kindergartenalter in den 70er Jahren, später wuchs das daraus entstandene »Pen-Green-Centre« in Corby zu einer Institution von 110 Mitarbeitenden heran. Der aus dem Projekt entwickelte »Early-Excellence-Ansatz« geht davon aus, dass jedes Kind begabt ist und die Aufgabe der sozialen Gemeinschaft darin besteht, es entsprechend seiner jeweiligen Entwicklungsthemen zu fördern.
Der Ansatz erwies sich schon in England als äußerst erfolgreich und wurde zunehmend auch in Deutschland übernommen, zuerst im Jahr 2000 in Berlin, mittlerweile gibt es in Deutschland viele Kindergärten, die sich, nicht zuletzt unterstützt durch die Heinz-und Heide-Dürr-Stiftung, zu »Familienzentren« entwickelt haben. Insbesondere die Stadt Hannover engagiert sich in dieser Richtung, es gibt dort heute 51 Familienzentren. Um Familienzentrum der Stadt Hannover zu werden, erfordert es eine Bewerbung und es müssen viele Kriterien erfüllt sein, die vor allem die spezifische Förderung der Kinder, die Bildung der Mitarbeitenden, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und die Öffnung in den Sozialraum des Stadtteils betreffen. Der Kindergarten wird zu einem Ort der Begegnung, der Entfaltung und der Wertschätzung, die sowohl die Kinder, die Eltern als auch die Mitarbeitenden einschließt.
Das »CJD Familienzentrum für inklusive Begabungsförderung« in Hannover befindet sich im sozio-kulturell vielfältigen Stadtteil Hannover-Mittelfeld und bildet ein gutes Beispiel für eine gelungene Arbeit mit dem Early-Excellence-Ansatz und dem Bemühen, Begabungsgerechtigkeit zu fördern. Die Leiterin des Familienzentrums Kerstin Schmidt, das Mitglied des Leitungsteams Marius Jolitz und die Psychologin Dr. Monika Sklorz-Weiner stellen ihre Arbeit vor und diskutieren, welche Bedeutung die Institution des Familienzentrums für ganz Deutschland haben könnte.